Erfahrungsbericht - Mein erstes virales Reel auf Instagram
Wie dieses Video auf Instagram viral geht. Mit diesen Tipps kann es gelingen - wenn man das will.
Im August 2023 ging mein erstes Reel auf Instagram viral. Warum das nicht ganz zufällig war, was meine Intention dahinter war und was ihr dabei beachten müsst, wenn ihr das auch machen wollt, erfahrt ihr in meinem kleinen Erfahrungsbericht.
Als Kommunikationsmanager für digitale Medien weiß ich aus zahlreichen Lehrbüchern und dem Studium des Online-Marketing Universums, welche Zutaten es der Theorie nach braucht, um virale Clips zu erstellen und als Marketing-Tool zu nutzen. Daher hier gern einmal etwas Theorie, um meine Erfahrung noch besser einordnen zu können.
Was ist ein virales Video?
Ein Video gilt gemeinhin als viral, wenn es über 250.000 Views erreicht und sich unaufhaltsam unter ‘Nicht-Followern’ auf Netzwerken wie Instagram oder TikTok verbreitet.
Ein virales Video wird durch die Algorithmen der Plattformen Nutzer-relevanter, beliebter Inhalt erkannt und folglich immer mehr Nutzern angezeigt. Dann das ist das Ziel der großen Netzwerke, dem Nutzer Inhalte zu bieten, die seinen Interessen entsprechen und ihn 'zufrieden' stimmen.
Welchen Inhalt sollten virale Videos enthalten?
Virale Videos sind fast immer geprägt von außergewöhnlichen, lustigen, sensationellen, sarkastischen, schockierenden oder polarisierenden Inhalten. Das Thema spielt dabei fast keine Rolle. Ein Video deines Kopfkissens kann ebenso viral gehen, wie die Aufnahme deiner Aloe Vera Pflanze, wenn die Geschichte bzw. die Botschaft ‘besonders’ ist.
Was ist das wichtigste Element eines viralen Videos?
Das Kernelement eines viralen Videos ist die gesendete Botschaft und die damit verbundene Wirkung auf den Betrachter. Man kann dieses Element vielleicht Identifikation und Bedürfnisbefriedigung nennen. Nur wenn die Betrachter des Videos sich mit der Botschaft identifizieren oder ein Bedürfnis in ihnen aktiviert wird, werden sie interagieren.
Diese Bedürfnisse können sehr unterschiedlich sein. Das kann das Bedürfnis sein, Freude über den Inhalt zu teilen oder sich eben darüber aufzuregen. Das kann das Bedürfnis sein, sich selbst gut mit dem geteilten Video ausdrücken zu können und somit gesehen zu werden oder aber das Bedürfnis nach Unterhaltung und Entertainment.
Unterhaltung und Entertainment als Bedürfnis
Wir nutzen soziale Medien, also die Plattformen, auf denen wir auch Reels und Videos konsumieren, oft nur aus einem Grund. Wir wollen unterhalten werden. Und wir honorieren Inhalte und Videos umso mehr, je mehr sie uns entertainen und je mehr sie uns eine gute Zeit oder ein gutes Gefühl bringen. Wer uns hier unterhält, den belohnen wir mit Reaktion. Wir teilen, kommentieren, liken oder speichern uns Inhalte ab, auch um selbst zum Entertainer werden zu können.
Was es sonst noch braucht?
Nun, daneben gibt es noch einige andere Faktoren, die den Erfolg eines Videos beeinflussen können. Indem du auf Instagram bis zu 3 Themen auswählst, hilfst du dem Algorithmus zu verstehen, um welchen Inhalt es sich dreht. Entgegen aufkommender Meinungen, dass Hashtags keinen Einfluss mehr auf die Reichweite haben, solltest du diese dennoch nutzen. Die ‘Audio’ ist hingegen ein sehr wichtiges Element. Nutze Audios, welche angesagt sind und zu deinem Inhalt passen. Sehr wichtig ist es auch, und damit kommen wir zu meinen Erfahrungen, dass der Inhalt ‘leicht zu konsumieren ist’. Die meisten viralen Reels sind eher kurze, einprägsame und leichte Kost. Die Aufmerksamkeitsspanne des Betrachters ist kurz, weil er es gewohnt ist, mit nur einer Fingerbewegung zu besseren Inhalten swipen zu können.
Meine Erfahrungen mit meinem viralen Reel
Ich betreibe neben meiner Marketing-Tätigkeit eine Location, die man für Fotografie, Videografie und Seminare mieten kann. Folglich bin ich darauf bedacht, mit meinem Inhalt Nutzer mit Themen zu erreichen, die mit meiner Marke, meinem Produkt etwas anfangen können. Die Inhalte sollten Relevanz für den Betrachter haben
und zu meiner Marke passen.
Als ich eine Kundin und Freundin in Frohburg besuchte, sah ich das gezeigte Graffiti und wusste sofort, dass dies ein Motiv mit Potential ist. Witzigerweise hatte ich auch sofort eine Audio im Kopf, welche dazu passen könnte. Wie ich es auch drehte und wendete, einen sinnvolle Brücke zu meiner Unternehmung, meinen Werten, Zielen und Wünschen konnte ich nicht finden. Auch die Botschaft an sich hatte nur wenige Schnittmengen mit meinen ganz persönlichen Werten und dann waren da noch die Themen Rechtschreibung, Grammatik und diese vulgäre Ausdrucksweise. Also verzichtete ich darauf, es zu verwenden, weil es für mich keinen Nutzen hat.
Erst eine Woche später kam mir die Idee, es als eine Art Test zu betrachten, ob es mir zum einen gelingt und was das mit mir, meiner Marke und meinem Profil macht. Innerhalb weniger Tage erreichte das Reel dann ca. 20K Aufrufe und ich beobachtete genau, welche Nutzer reagierten und wie. Es war wenig überraschend, dass die reagierende Zielgruppe wenig spezifisch war. Nach ca. einer Woche ging dann alles ziemlich schnell. Stündlich kamen hunderte ‘Likes’ hinzu, es wurde geteilt, kommentiert, gespeichert und ich verlor den Überblick in meinen Benachrichtigungen auf Instagram. Über Nacht kommen ca. 25k Views hinzu und Stand 26. September 2023 steht das Reel bei 822K Views und 52,5K Likes.
Ich schaute mir in Ruhe einmal an, welche Nutzer reagierten. Wie zu erwarten, waren es Profile, die mit meinem Business erstmal sehr wenig zu tun hatten. Das Alter der interagierenden Nutzer und neuen Follower liegt zwischen 16 und 25 Jahren, also sehr jung.
Wenn du virale Videos erstellen möchtest, frag dich nach dem Warum.
Möchtest du Reels für deine Produkte oder Dienstleistungen nutzen, dann solltest du darauf eingestellt sein, dass bei einem viralen Video mit wenig Bezug zu deiner Marke auch nur ein kleiner Anteil der erreichten Audience für dich als Zielgruppe relevant ist. Sehr wahrscheinlich wirst du Follower generieren, Profil- und Website-Besuche generieren, aber messbare Umsätze sollten hierbei kein Ziel sein. Natürlich kann es auch eine Taktik sein, für einen gewissen Zeitraum möglichst viele virale Videos zu produzieren, um den kleinen Anteil passender Kunden aus der großen Masse ebenfalls zu erhöhen.
Wenn du einfach Menschen unterhalten möchtest, dann stehen dir alle Tore offen. Und spätestens seit ‘Kaby’ wissen wir, dass dies auch unerwartete Wendungen nehmen kann.
Mein Fazit
Mir hat mein virales Video unternehmerisch keinen unmittelbar messbaren Nutzen gebracht. Es hat mir aber gezeigt, dass es möglich ist. Und andererseits hat es mir aber auch nicht geschadet, weil es nur ein einziges Reel ist, welches meine Markenidentität nicht maßgeblich verändert hat. Die neuen Follower werden schnell merken, dass ich ihren Wunsch nach dieser Art der Unterhaltung nicht bedienen kann und mir wieder ‘entfolgen’ Und das ist okay. Irgendwie viel Hype um nichts. Macht einfach das, was euch Freude, Spaß und Erfüllung bringt. Beruflich und privat. Views, Likes, alles nett, aber nur für den Moment und nur so nachhaltig, wie ihr es in der Lage seid aufrecht zu erhalten.
Seid gut zu euren Lieben,
Christian
Weitere News